Bruno Bär´s Reise und Freizeittips

Die nächste Burg ist schon in Sichtweite

Wasserburg Kapellendorf

Heute schau ich mir mal eine Wasserburg an. Es ist eine der größten und am besterhaltensten Wasserburgen in Thüringen. Die Burggrafen von Kirchberg bauten an der Wende von 12. zum 13. Jahrhundert ihre Stammburg. Es war eine  fasst Rund förmige Burganlage mit einem Durchmesser von 32 m. Umgeben war sie von einem Burggraben und einer 1,80 m hohen Ringmauer. Im Jahre 1348 mussten diese allerdings ihre Burg verkaufen und sie ging in den Besitz der Stadt Erfurt über. Es folgten die Einrichtung eines Amtssitzes und die wesentliche Erweiterung der Burganlage, welche bis heute im wesentlichen erhalten geblieben ist. Hierzu zählen die sogenannte Kemenate, in der heute regelmäßig Ausstellungen stattfinden, der fünfgeschossige Wohnturm und das Küchengebäude mit seinem großem Kamin.

Wesentlich erweitert wurde die Burg durch die Anlage einer fünfeckigen Vorburg und war umgeben von einem zum Teil bis 30 m breiten Wassergraben. Dadurch hatte die Burganlage einen Gesamtdurchmesser von 180 m und eine Gesamtfläche von 2,25 Hektar. Von der Vorbefestigung ist heute nur noch die Nordseite gut erhalten, ansonsten deuten nur noch Reste im Südosten und Osten den Verlauf an. An den Ecken der Vorburg befanden sich im Süden und Osten zwei hohe Flankierungstürme, an den anderen drei Ecken lediglich Schalentürme. Das gotische Portal was noch heute im Mauerwerk zu erkennen ist, war einst der ursprüngliche Zugang zur Vorburg und lag im Süden. Auch wurden in jüngerer Zeit mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude angebaut.

Ich erfahre hier auch, dass die Burg den Beinamen „Raubritterburg“ hatte. Diesen Namen verdankt sie dem Ritter Apel Vitztum von Roßla. Er und seine Brüder verschanzten sich 1451 auf der Burg mit einer kurz zuvor überfallenen Gesandtschaft des burgundischen Herzogs. Dieser war wegen einer geplanten Heiratsverbindung zu dem sächsischen Kurfürsten Friedrich II. den Sanftmütigen unterwegs. Nach über acht Wochen gelang es nach einer gütlichen Vereinbarung die Gefangenen zu befreien.

Danach ging 1452 die Burg wieder an die Stadt Erfurt über und erlebte im 16. Jahrhundert erneut einen Umbau. Es wurde eine steinerne Brücke über den Wassergraben gebaut und die Verlagerung des Tores an den Turm im Südwesten. Danach erlebte die Wasserburg mehrere Teilzerstörungen durch Brände oder Unwetter und wurde teilweise wieder aufgebaut.

1806 diente die Burg als Hauptlager der preußischen Truppen  für die Schlacht bei Jena und Auerstedt

1932 begann der 1930 gegründete Besitzer "Burggemeinde Kapellendorf" mit der Freilegung und Sicherung  der Burganlage, damit diese für touristische Zwecke genutzt werden kann. Zu DDR-Zeiten wurde das ganze durch die "Arbeitsgemeinschaft Wasserburg Kapellendorf" vorangetrieben und seit 1975 befindet sich auch ein Museum in der Burg.

Heute ist die Burg im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Regelmäßig finden auch Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel der Töpfermarkt.



Öffnungszeiten: http://www.burg-kapellendorf.de

Eintritt: ja

Behindertengerecht: nein bzw nur der Burghof besichtbar


Grundriss der Wasserburg Kapellendorf

Bei den Ausgrabungen 1933 konnten große Teile der ersten steinernen Befestigung aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erforscht werden. Es handelt sich um eine nahezu kreisrunde Burganlage von 32 Meter Durchmesser, die von einer 1,80 Meter starken Ringmauer und einem Graben umgeben war. Im Nordosten der Anlage sind die Reste des romanischen Wohnbaus erhalten geblieben, der direkt an die Ringmauer angelehnt war. Im Zentrum der Burg wurde der untere Teil eines freistehenden, bis Ende des 18. Jahrhunderts wieder geschleiften, Bergfriedes mit einem Außendurchmesser von zehn Metern freigelegt. Auffällig ist die Verwendung von Buckelquadern, die sonst im thüringisch-sächsischen Raum relativ selten vorkommen. Der Bergfried war wohl im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert errichtet worden, wahrscheinlich erst anschließend an den Bau der Ringmauer und der Randbebauung oder gar mit gewissem zeitlichen Abstand. Die bisher zumeist angegebene Datierung "wohl nicht vor 1120 und nicht später als 1180-1200" ist nicht zwingend und erscheint zu früh. Die Wasserversorgung war durch einen bis in eine Tiefe von 10,80 Meter untersuchten Burgbrunnen und eine Zisterne gewährleistet. Die vier Meter tiefe Filterzisterne nahm vermutlich das Regenwasser auf, das von dem Palastdach herabfloss.

 

Die Burg im Besitz der Stadt Erfurt und der Ausbau im 14. Jahrhundert

Der Niedergang der Burggrafen von Kirchberg setzte schon Anfang des 14. Jahrhunderts mit der Zerstörung der drei Burgen auf dem Hausberg bei Jena (1304) ein. Am 13. Juli 1348 musste Burggraf Hartmann von Kirchberg sogar den Stammsitz Kapellendorf aus Finanznöten an einen Mittelsmann der Stadt Erfurt verkaufen. 1350 erwarb die Stadt mehrere Dörfer im Umland, zwei Jahre später auch die Gerichtsherrschaft, und ließ sich daraufhin einen Teil der Herrschaft Kapellendorf von König Karl IV. als Reichslehen verleihen. Daraufhin erfolgten die Einrichtung eines Amtssitzes und eine wesentliche Erweiterung der Burganlage. Der Baubestand dieser Ausbauphase in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist im wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Hierzu gehören der fünfstöckige Wohnturm, die sogenannte Kemenate, und das Küchengebäude mit großem Kamin ("Ochsenbratküche") im Zentrum der Burganlage.

Durch die Anlage einer etwa fünfeckigen Vorburg wurde die Burg wesentlich erweitert, sie umfasste nun eine Fläche von 2,25 Hektar. Sie ist von einem bis zu 30 Meter breiten Wassergraben umgeben, dem ursprünglich noch ein Wall vorgelagert war, so dass der Gesamtdurchmesser der Burganlage etwa 180 Meter betrug. Auf der Nordseite ist diese Vorbefestigung bis heute gut erhalten, im Osten und Südosten deuten nur noch kleinere Reste ihren ehemaligen Verlauf an. An den Hauptangriffsseiten im Süden und Osten wurden an der neuen Ringmauer zwei hohe und geschlossene Flankierungstürme mit Schlitzscharten errichtet, die drei anderen Ecken lediglich mit Schalentürmen besetzt. Der ursprüngliche Zugang zur Vorburg lag im Süden, noch heute ist das gotische Portal im Mauerwerk deutlich zu erkennen. An die neue Ringmauer sind mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude angebaut, die in ihrer Form jedoch meist erst jüngeren Zeiten entstammen. In der Burg lagerte die Stadt Erfurt größere Mengen an Waffen, Rüst- und Kriegsmaterial sowie Lebensmittel ein, die in einem Inventar aus dem Jahr 1392 detailliert aufgelistet werden.

 

Die Burg unter den "Raubrittern" von Vitztum

1446 vertrauten die Erfurter den Schutz ihrer Kaufleute in der Umgebung von Kapellendorf dem Ritter Apel Vitztum von Roßla an und übergaben diesem Burg und Amt wiederkäuflich auf 21 Jahre. Damit hatten sie jedoch "den Bock zum Gärtner" gemacht, denn zusammen mit seinen Brüdern Busso und Bernhard wandte sich der am sächsischen Hof in Ungnade gefallene Apel Viztum gegen Landgraf Wilhelm III. von Thüringen und überfiel mehrfach Erfurter und andere Kaufleute. Als im Oktober 1451 eine Gesandtschaft des burgundischen Herzogs wegen einer geplanten Heiratsverbindung zu dem sächsischen Kurfürsten Friedrich II. den Sanftmütigen unterwegs war, wurde sie von den Brüdern Vitztum überfallen, ausgeplündert und in Gefangenschaft nach Kapellendorf verbracht. Die sächsischen Herzöge nahmen daraufhin zusammen mit den Städten Erfurt, Sangerhausen, Mühlhausen und Nordhausen und umwohnenden Adligen die Eroberung der Burgen der Viztume Wachsenburg, Kapellendorf, Gleisberg (Kunitzburg), Dornburg, Leuchtenburg, Isserstedt, Camburg und anderer auf. Um den 30. Dezember 1451 wurden das sloz Cappilndorf, in der ein Teil der burgundischen Räte gefangen gehalten wurde, nach achtwöchiger Belagerung wegen Nahrungsmittel- und Munitionsmangel übergeben und den Verteidigern freier Abzug gewährt.

 

Die Wasserburg in der frühen Neuzeit

Im Austausch gegen die Wachsenburg kam Kapellendorf 1452 wieder in den Besitz der Stadt Erfurt. Aufgrund drückender finanzieller Nöte musste der Rat der Stadt Kapellendorf 1508 an Kurfürst Friedrich den Weisen und Herzog Johann von Sachsen verpfänden, was Anlass zu einer Empörung der Erfurter Bürger gegen den Rat gab. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte die Verlagerung des Tores an den Turm im Südwesten und der Bau einer steinernen Brücke über den Wassergraben. In den folgenden Jahrhunderten erlebte das Schloss mehrere Teilzerstörungen durch Brände wie 1599 oder Unwetter 1613, aber auch Phasen des erneuten Aufbaus wie nach der Einrichtung eines Justiz- und Rentamtes 1684. Der Buckelquaderturm, der auf einer Federzeichnung von 1657 noch in einer ansehnlichen Höhe erhalten ist, wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert bis auf den Reststumpf abgebrochen und die Steine zusammen mit anderem Abruchmaterial nach Weimar gebracht, um dort verbaut zu werden. Im Oktober 1806 richtete der Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen in der Burg Kapellendorf sein Hauptquartier als Oberbefehlshaber eines Teiles der preußische Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt gegen die Truppen Napoleons ein.

 

Die Burg im 20. Jahrhundert und heute

Die Herzöge von Sachsen-Weimar blieben bis 1918 im Besitz von Kapellendorf. 1922 wurde die Burg von der Thüringischen Staatsregierung an einen Privatmann verkauft, 1929 gelangte sie nach über 400 Jahren wieder an die Stadt Erfurt. 1930 wurde die neugegründete "Burggemeinde Kapellendorf" Besitzerin der Burg und begann 1932 mit der Freilegung und Sicherung der Anlage für eine touristische Nutzung. Der Ausbau und die Restaurierungen wurden in der DDR durch den "Arbeitskreis Wasserburg Kapellendorf" vorangetrieben. 1975 wurde in der "Kemenate" der Wasserburg Kapellendorf eine Ausstellung zu Burg und Stadt im Mittelalter eröffnet. Seit 1998 ist die Burg Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Sie beherbergt ein Museum "Thüringer Burgen" und dient gleichzeitig als Veranstaltungsort für verschiedene Feste.

Erst im späten 12. Jahrhundert begegnet Kapellendorf wieder in der Überlieferung. Damals bestand am Ort berreits seit Jahrzehnten eine Burg. Sie war Stammsitz einer adligen Familie, der König Konrad III. (1138-1152) um das Jahr 1149 die Burggrafschat Kirchberg (bei Jena) als Reichslehen übertragen hat. Von der ersten Kapellendorfer Burg hat sich nichts erhalten. Sie dürfte aus einfachen Holzbauten und Erdwerken bestanden haben. An der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert bauten die Burggrafen von Kirchberg ihre Stammburg mit Steinbauten aus, derenumfangreiche Reste Kernbereich der heutigen Anlage bilden. Im Jahre 1348 sahen sich die Kirchberger jedoch gezwungen, ihre Burg Kapellendorf zu verkaufen. Sie gelangte in den Besitz der Stadt Erfurt, die die Befestigungswerke erweitern und modernisieren ließ. Trotz späterer Umbauten blieb die im Spätmittelalter gewonnene Gestalt der Wasserburg bis heute im Wesentlichen erhalten.