Bruno Bär´s Reise und Freizeittips

Die nächste Burg ist schon in Sichtweite

Leuchtenburg

Im Jahre 1221 wird die Leuchtenburg erstmalig urkundlich erwähnt, als Hartmann von Leuchtenburg als Schlichter in einem Rechtsstreit auftrat. Für den Bau der Burg hat man sich die natürlichen Gegebenheiten zu nutze gemacht. Durch ihre Lage auf dem Felsplateau und den zu allen Seiten steil abfallenden Bergkegel bot sie ausreichend Schutz vor Angreifern.



Öffnungszeiten: www.leuchtenburg.de

Eintrittspreise: ja

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LOBDEBURGER, SCHWARZBURGER UND WETTINER

1150 Der Bau der Leuchtenburg geht auf das fränkische Geschlecht der Herren von Auhausen aus der Gegend um Nürnberg zurück. König Konrad III. belehnte diese mit Ländereien in Thüringen. Nach der Errichtung ihres Stammsitzes Lobdeburg bei Jena, nannten sie sich fortan Herren von Lobdeburg. Sie entwickelten sich zu einem starken Adelsgeschlecht und führten eine funktionierende Landesverwaltung ein.


1216 Nach dem Tod der Lobdeburger Stammesgründer Hartmann und Otto wurde der Besitz unter ihren Erben aufgeteilt. Es entstand die Linie Lobdeburg-Leuchtenburg. Die erste urkundliche Erwähnung der Leuchtenburg ist auf den 15. April 1221 datiert, als Hartmann von Leuchtenburg als Schlichter eines Rechtsstreites auftrat. Der Bau der Leuchtenburg fällt somit in den Zeitraum des ausgehenden 12. bis frühen 13. Jh.

Bei der Anlage der Burg orientierte man sich an den natürlichen Gegebenheiten des Felsplateaus. Auf dem höchstgelegenen Teil entstand die Hauptburg mit Bergfried, Wohnhaus und Wehranlage und auf dem darunter liegenden Terrain die Vorburg mit Wirtschaftsräumen und Stallungen. Der nach allen Seiten steil abfallende Bergkegel bildete einen natürlichen Schutz vor Angreifern. Von den ersten Burgbauten hat sich nur der steinerne Bergfried erhalten. Mit 30 m Höhe, einem Durchmesser von 8,65 m und einer Mauerstärke von bis zu 2,40 m dominiert er bis heute die Burganlage und ist zu ihrem Wahrzeichen geworden.


1333 Am 15. Februar verkauften die Herren von Lobdeburg-Leuchtenburg aufgrund finanzieller Schwierigkeiten die Leuchtenburg an die Grafen von Schwarzburg. Der Besitz der Burganlage sollte deren Stellung gegenüber den wettinischen Konkurrenten um die Vorherrschaft in Thüringen festigen. Doch auch die Schwarzburger mussten aufgrund finanziellen Unvermögens die Leuchtenburg nur wenige Jahrzehnte später aufgeben.

1389 verpfändeten sie die Burg an den Erfurter Bürger Heinrich von Paradies. Ein Rechtsstreit zwischen den wettinischen Landesfürsten Friedrich dem Streitbaren und Heinrich dem Reichen mit dem Erfurter Bürger brachte die Leuchtenburg endgültig in wettinischen Besitz: Als Heinrich von Paradies 1392 einen Bauern hinrichten ließ, der in einem zur Leuchtenburg gehörigen Teich unrechtmäßig gefischt hatte, betrachteten die Wettiner dies als Verletzung ihrer juristischen Oberhoheit und belagerten die Leuchtenburg am 25. November. Ohne Widerstand erfolgte die Einnahme.

1396 In diesem Jahr legitimierten die Wettiner ihren Besitzanspruch mit einer Kaufpreiszahlung von 2100 Schock Freiberger Groschen. Ab diesem Zeitpunkt blieb die Leuchtenburg bis 1918 ununterbrochen in wettinischem Besitz.

Die Wettiner bauten die Burg in ihrem flächendeckenden Herrschaftsnetz zum Amtssitz aus. Durch ihre Höhenlage verkörperte die Leuchtenburg die Präsenz und Dominanz der Landesherren. Das Amt Leuchtenburg mit dem südlich angrenzenden Unteramt Orlamünde war bis zum Jahr 1705 für mehr als 40 umliegende Dörfer die oberste Verwaltungs- und Gerichtsbehörde. Mehrere hunderte Hektar Wald-, Wiesen- und Ackerflächen gehörten damals zum Amt und wurden in Fronarbeit durch die Amtsuntertanen bewirtschaftet. Das Gebiet um die Leuchtenburg ist bis heute durch üppige Wälder geprägt. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit war der Holzverkauf die wichtigste Einnahmequelle des Amtes, und die wettinischen Fürsten hatten hier ihr bevorzugtes Jagdrevier. Auf der Leuchtenburg allerdings haben die Landesherren nie residiert. Sie setzten Verwalter (Schösser) ein, die in deren Stellvertretung handelten. Daher war die Ausstattung der Burg stets funktional und schlicht. Festsäle, prunkvolles Mobiliar oder edle Ausstattungsgüter sucht man vergeblich.

WEHRHAFTER AUSBAUS FÜR VERTEIDIGUNG UND INHAFTIERUNG

1446-1451 Während des Sächsischen Bruderkrieges wurde die Leuchtenburg für wenige Tage in das Kriegsgeschehen verwickelt: Herzog Wilhelm überließ die Leuchtenburg seinem Vasallen Apel von Vitzthum als Pfand für dessen finanzielle Unterstützung im Krieg gegen seinen Bruder Kurfürst Friedrich. Nach dem Ende des Krieges überfiel von Vitzthum eine kurfürstliche Gesandtschaft und setzte sie auf der Leuchtenburg gefangen.


1451 rückte Herzog Wilhelm mit moderner Kriegstechnik an, belagerte die Burg und nahm sie kampflos am 16. Dezember ein. Bei dieser Eroberung wurden die defensiven Mängel der Leuchtenburg offensichtlich, so dass Herzog Wilhelm den Bau der heute noch nahezu vollständig erhaltenen Wehranlage mit vier Wehrtürmen sowie einer inneren und äußeren Mauer veranlasste. Doch die neue Verteidigungsanlage kam nie zum Einsatz. Nach dem Sächsischen Bruderkrieg fanden keine weiteren Belagerungen der Burg statt, so dass die Landesherren eine alternative Nutzung der Türme beauftragten. Mit ihren massiven Mauern boten sie sich für Gefängniszwecke an.

1535 baute man die Wehrtürme ausbruchssicher um, indem die Schießscharten in den unteren zwei Etagen vermauert und die steinernen Wendeltreppen mit Schutt verfüllt wurden. Zwischen dem Fußboden der oberen und dem Gewölbe der unteren Etage schlug man ein Loch, durch das die Häftlinge am Seil in ihre dunkle Zelle herab gelassen wurden. Einige mussten nur eine Nacht im dunklen Verließ ausharren - andere jedoch mehrere Jahre unter Verhören mit Folterungen. Viele erwartete nach der Haft die Hinrichtung.

In den Folgejahren der Reformation wurden zahlreiche Prozesse gegen religiös Andersdenkende auf der Leuchtenburg geführt. Im Visier der Obrigkeit stand die Gruppe der Täufer (auch Wiedertäufer genannt), deren Name sich von ihrer Ablehnung der Kindertaufen und der dafür eingeführten Glaubenstaufe im Erwachsenenalter ableitet. Für die Verhöre auf der Leuchtenburg wurde im Fall des Gefangenen Hans Schleier kein Geringerer als Phillip Melanchthon persönlich hinzugezogen. Bis heute hat sich der Name des Häftlings in dem Turmnamen „Schleier“ erhalten.


1552 bekam die Leuchtenburg anderen prominenten Besuch, als die Kurfürstin Sybille von Kleve mit ihren drei Söhnen in den dicken Mauern der Burg Schutz suchte, während ihr Mann, Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige, in Gefangenschaft war. Anlässlich des kurfürstlichen Aufenthalts wurde die Leuchtenburg wehrhaft ertüchtigt und der alte Burgbrunnen nahe dem Torhaus wieder instand gesetzt.

1552/53 gruben sich unter Oberaufsicht des Landesbaumeisters Nicol Gromann vier Saalfelder Bergleute ein halbes Jahr lang tief ins Gestein, bis sie bei 75 m auf Wasser stießen. Der Brunnen wurde noch weiter bis auf 80 m Tiefe ausgehoben, um eine Wassersäule von ca. 6 m zu erreichen. Für eine dauerhafte Standfestigkeit mauerte man den Brunnenschacht im oberen Bereich 9 m und im unteren Abschnitt 22 m mit Sandsteinquadern aus.

KRIEG, BRÄNDE UND ENDE DER AMTSZEIT

1602 Das 17. Jh. auf der Leuchtenburg war von schweren Bränden und den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges geprägt. Am 23. Juli schlug ein Blitz in den Bergfried ein und löste einen schweren Brand aus, der das angrenzende Wohn- und Verwaltungshaus stark beschädigte.  

1658 Schicksalsträchtig war auch der Brand vom 18. Juli, der die gesamte Kernburg betraf und lediglich die vorderen Wirtschaftshäuser unversehrt ließ. Über zwölf Jahre zogen sich die Instandsetzungsarbeiten hin, in deren endgültigen Gestaltung sich das Haupthaus der Kernburg bis heute präsentiert.

1640er Jahre Die Region des Amtes Leuchtenburg war vor allem in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges von den Folgen durchmarschierender Heereszüge betroffen. Große Truppenbewegungen fanden entlang der Saale statt, was mit Plünderungen der Vorräte und des Viehs der Dorfbevölkerung, Verwüstungen der Felder und Brandschatzungen einherging. Zusätzlich wurden die Einwohner durch die hohen Abgaben an das Amt Leuchtenburg belastet. Steuerschuldner inhaftierte man besonders häufig in den Gefängnistürmen.

1700 Zum Ende des Jahrhunderts wurden die Forderungen nach einer Verlegung des Amtes immer lauter. Die extreme Höhenlage war vor allem für die Amtsverwalter mit Beschwerlichkeiten verbunden. Aber auch ökonomische Aspekte, wie der erheblich höhere Instandsetzungsbedarf, führten um 1700 zur Verlegung nach Kahla.

ZUCHT-, ARMEN- UND IRRENHAUS

Die Höhenlage der Leuchtenburg ließ ihr im 18. und 19. Jh. eine neue Bestimmung zukommen:

1720 Das heute unter dem Namen Logierhaus bekannte Seitengebäude wurde als Arbeitshaus für die Häftlinge gebaut. Manufakturen aus dem Umland nutzten die billigen Arbeitskräfte, die sie von der Zuchthausleitung mieten konnten, für die Produktion von Spielzeug, Porzellan, Kleidung, Stoffen und Zigarren. Die heute gegenüberliegende Burgschänke ähnelte ursprünglich dem Arbeitshaus in Größe und Aufbau und diente der Inhaftierung der männlichen Gefangenen.

1724 bis 1871 war die Leuchtenburg ein landesherrliches Zucht-, Armen und Irrenhaus. Knapp 5.200 Menschen inhaftierte man in dieser Zeit, vor allem wegen Delikten aus sozialer Not heraus und verurteilte sie zum Arbeitsdienst.

1744 erweiterte man die Kapelle für die neue Nutzung als Anstaltskirche, was die oberen und östlich angefügten Sandsteinquader bezeugen.

1767-69 fand mit der Erneuerung des Dachstuhls die letzte Sanierung der Kapelle statt. Während der Zuchthauszeit war die Leuchtenburg mit einer eigenen Pfarrstelle besetzt. Der Gefängnispfarrer betreute die Häftlinge seelsorgerisch und unterrichtete sie in Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen. Bis zum Jahr 1901 diente die Kapelle noch als Gotteshaus. Nach Jahren der Museumsnutzung wird sie seit dem Jahr 2008 wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung gewidmet und es finden regelmäßig Gottesdienste und Trauungen statt.

1836-1842 Das dreigeschossige Torhaus, durch dessen Torbogen man heute die Leuchtenburg betritt, wurde als Kaserne für die Wachmannschaften des Zuchthauses errichtet und ersetzte einen kleineren Vorgängerbau.

1848 separierte man die Irrenanstalt vom übrigen Zuchthausbetrieb und gründete in Stadtroda eine eigene Heilanstalt.

1871 schloss endgültig die Leuchtenburger Zuchtanstalt. Die letzten Häftlinge verlegte man nach Zeitz.

1873 Die oberen, mächtigen Geschosse wurden nach der Schließung des Zuchthauses abgetragen und durch eine „Sommerhalle“ mit Gastwirtschaft ersetzt. In den erhaltenen Kellerräumen unterhalb der Terrasse kann man heute noch die niedrigen und kleinen Zellen sehen, in denen die Häftlinge zu Dunkel- oder Hockarrest eingesperrt wurden.

1873 Mit Schließung des Zuchthauses wurde das Weiberzuchthaus abgerissen.


Nach Jahrhunderten der Verwaltungs- und Gefängnisnutzung, stand der Leuchtenburg eine friedlichere Zeit bevor. Das ehemalige Arbeitshaus der Häftlinge baute man als Hotel mit 25 Zimmern und zwei Großraumschlafsälen aus, und an der Stelle des Männerzuchthauses entstand eine Gastwirtschaft. Dank einer Windkraftanlage auf dem Brunnen gab es ab 1887 fließendes Wasser, was bis in die obersten Stockwerke gepumpt werden konnte.

Damit die Herzöge und ihre Gäste die Leuchtenburg auch während des Zuchthausbetriebes ungestört besuchen konnten, erbaute man vor dem Torgebäude einen Pavillon. Auch Christiane von Goethe berichtete von Aufenthalten in diesem Gebäude. Um 1920 wurde er durch einen Brand zerstört.

TOURISTISCHE ERSCHLIESSUNG - HOTEL, JUGENDHERBERGE, MUSEUM, STIFTUN

1906 Der Kahlaer Geschichts- und Altertumsverein (1862 gegründet) präsentiert seine Sammlung auf der Leuchtenburg. Seit dieser Zeit existiert das Museum Leuchtenburg, das sich über die Jahrzehnte stetig erweiterte.

1920 Im August waren die Umbauarbeiten an der alten Kaserne abgeschlossen, und in das neue Torgebäude zog die erste Jugendherberge ganz Thüringens. Den Innenausbau übernahm zum großen Teil die „Neue Schar“ unter ihrem Anführer Muck Lamberty. Dieser Jugendverband fand im Winter 1920/21 auf der Burg ein unentgeltliches Quartier. Als Gegenleistung wurden Räume mit insgesamt 120 Schlafplätzen ausgestaltet, Wände vertäfelt sowie Tische und Stühle gebaut.


1920er/30er Jahre Die Leuchtenburg etablierte sich in dieser Zeit als wichtiges Zentrum der deutschen Jugendbewegung, die aus dem autoritären Zwang der wilhelminischen Gesellschaft entstand und ein einfaches, naturverbundenes Leben und eine Rückbesinnung auf traditionelle Volkslieder und -tänze betonte. Die Burgenromantik dieser Jugendbünde machte die Leuchtenburg als Ausflugsziel, Tagungs- und politischen Versammlungsort besonders attraktiv - zum großen Ärgernis der Hotelpächter. Nicht selten kam es vor, dass nackt tanzende Jugendliche die Gäste vertrieben.

1945 Auch während des Zweiten Weltkriegs führte man den Herbergs- und Hotelbetrieb weiter. Da sich auf dem Bergfried ein Artilleriebeobachtungsposten befand, wurde die Burg beim Einmarsch der alliierten Truppen im Mai beschossen. Dabei erlitten das Tor- und das Burghauptgebäude Schäden.


In der DDR-Zeit plante das Ministerium für Staatssicherheit die landesweite Einrichtung von Isolierungs- und Internierungslagern. „Antisozialistische und feindlich-negative“ Bürger der DDR waren zur Isolierung und Überwachung vorgesehen. Zur Internierung waren Ausländer und Transitreisende vermerkt, die sich im Spannungs- oder Verteidigungsfall auf dem Gebiet der DDR aufhielten. Auch die Leuchtenburg wäre binnen weniger Stunden in ein solches Internierungslager für bis zu 600 Personen umgewandelt worden. Die tatsächliche Umsetzung dieser Pläne und damit eine weitere Gefängnisnutzung blieben der Burganlage glücklicher Weise erspart.

1951 übernahm die Jugendherberge die Räumlichkeiten des Logierhauses und verfügte damit über 200 Schlafplätze.

1997 In den 1990er Jahren waren allerdings die Sanitär-, Wasser- und Heizungsanlagen der Jugendherberge zunehmend sanierungsbedürftig, weshalb sie im Logier- und Torhaus in diesem Jahr geschlossen wurde. Die Räumlichkeiten standen seit dieser Zeit 15 Jahre lang leer.

2007 Ein drohender Verkauf der Burganlage an Unbekannt im Rahmen einer Versteigerung konnte in diesem Jahr durch die Errichtung der gemeinnützigen Stiftung Leuchtenburg durch Sven-Erik Hitzer verhindert werden. Aufgaben und Ziele der Stiftung Leuchtenburg als neue Burgeigentümerin sind die Förderung des Baudenkmals, die stetige öffentliche Zugänglichkeit sowie die kulturelle Belebung der Burganlage.


2014 Nach sieben Jahren Bautätigkeit ist ein Meilenstein geschafft: Mit der Eröffnung der interaktiven Ausstellung "Porzellanwelten" am 3. April 2014 sind nun alle Gebäudekomplexe, die teilweise über 17 Jahre dem Leerstand und Verfall ausgesetzt waren endlich wieder belebt. Die Burg hat sich zudem mit drei Neubauten (Besucherzentrum, Technikzentrale und dem nördlichen Anbau an das Logierhaus) modern weiterentwickelt. Die 800jährige Bau- und Nutzungsgeschichte wurde fortgeschrieben.